Tempospiel
Deutschland gelang in den fünf Vorrundenpartien nur 10 Torwürfe aus Tempogegenstößen. Nur Australien hatte mit 7 Torwürfen aus Tempogegenstößen weniger. Deutschland teilt sich in dieser Statistik mit China den vorletzten Platz. Noch dramatischer wirken die Werte im Vergleich mit den Achtelfinalisten. Der Durchschnittswert der Achtelfinalisten bei Torwürfen aus Tempogegenstößen liegt bei 45,25. Erschreckend wenn man bedenkt, dass Würfe aus dem Tempogegenstoß (Trefferquote 76.15%) nach den 7m-Würfen (Trefferquote 80%) die sichersten Tore sind und www.ihf.info keine Tore des erweiterten Gegenstoßes mitzählt. Taktisch gesehen, hatte man zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, dass ein schlüssiges Gegenstoßkonzept vorhanden war. So waren keine klaren Laufwege aus den Abwehrpositonen für die 1. Welle erkennbar. Auslösehandlungen aus der 2. oder 3. Welle wurden kaum gespielt. Wurde schnell gespielt, war dieses meistens mit einer sehr hohen Fehlerquote verbunden. Die daraus folgenden Unsicherheit hatte zur Folge, dass sogar am eigenen 9m-Kreis nach Ballgewinn der Ball hin- und hergepasst wurde.
Anpassungsfähigkeit an Schiedsrichterentscheidungen
Schiedsrichter sind auch taktisch gesehen ein Teil des Handballspiels. Von Mannschaften im Leistungsbereich sollte meiner Meinung nach verlangt werden können, dass diese sich an den Stil der Schiedsrichterentscheidungen anpassen können. Gerade im Bereich der progressiven Bestrafung (gelbe Karte, 2min-Strafe, rote Karte), den 7m-Würfen oder dem Thema "falsche Sperre" werden unterschiedliche Linien gepfiffen die es im eigenen Sinne zu nutzen gilt. Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft zeigte eine schlechte Anpassungsfähigkeit an Schiedsrichterentscheidungen, was vor allem in 22 Zeitstrafen zur Geltung kam. In dieser Statistik waren nur Kasachstan (27 2min-Stafen), Kroatien (26 2min-Strafen), Brasilien (25 2min-Strafen) und Tunesien (24 2min-Strafen) schlechter.
Wechselspiel Linksaußen (LA) / Rückraummitte (RM)
Zwischen den LA- und RM-Spielerinnen entwickelte sich über das Turnier eine Wechselspiel, dass von gegenseitigen Abhängigkeiten geprägt war und das Wechseln einer einzelnen Spielerin scheinbar nicht möglich machte.Während Langkeit meiner Meinung nach im Angriff die stärkste deutsche Angriffspielerin auf LA ist, konnte sie am Ende nur noch in Kombination mit Krause (RM) auflaufen. Ursächlich hierfür wird wohl gewesen sein, dass Nadine Krause als einzigster RM-Spielerin wirklich zugetraut wurde, die Halbposition zu decken. Wohlbold (RM) wie auch Lörper (RM) wurde in der Abwehr wohl nur die Außenposition zugetraut, während Augsburg (LA) dafür die Halbposition übernahm. Daraus folgte, dass Langkeit bei guter eigener Leistung, dass Feld wegen Krauses schlechter Leistungen räumen musste. Augsburg auf LA hingegen zeigte große Schwächen im Angriff beim Torabschluß in die lange Ecke. Hinter diesen Zusammenhängen muss sich das Trainerteam hinterfragen, ob nicht besser kombinierbares Personal zur WM vorhanden gewesen wäre. Auch ein konsequenter Angriff/Abwehrwechsel bei naher Bank wurde nicht genutzt.
statistische Daten alle von www.ihf.info