Montag, 8. April 2013

Gastbeitrag von Marc Brückner


Marc Brückner (Trainer mB-Jugend Bayernliga HaSpo Bayreuth) zum Artikel "Wenn die Lösung zum Problem wird! 4:2 Angriff gegen 3:2:1-Abwehr (jugoslawisch)"


Ist ein Angriffskonzept ein Problem?

Nein, es ist die Chance zum Umdenken und Weiterentwickeln! Die hohe Zahl von 4:2-Angriffen sehe ich als völlig normale Entwicklung im Handball. Bezogen auf unsere Mannschaft (B-Jugend Bayernliga) ist dieses System die nahezu einzige Möglichkeit gegen größere und kräftigere Mannschaften erfolgreich im Angriff zu spielen. Zugegebenermaßen liegt bei uns die Quote der 4:2-Angriffe sicher über 70-80%, um Tiefe und Breite zu generieren. Auch bei der aktuellen WM war der (deutsche) 4:2-Anteil gegenüber 3:2:1 gefühlt sehr hoch. Ebenso wurde zumeist auch gegen die deutsche 6:0-Abwehr das 4:2-Angriffssystem gespielt. Warum wird also ein System als Problem dargestellt, das zum einen sehr viele Lösungen gegen unterschiedliche Systeme bietet und zum anderen ein freies kooperatives (Kleingruppen-)Spiel im Angriff fördern „kann“?

Dass es zu dem, wie im Artikel genannten, „stereotypen Angriffsspiel ohne Einbindung der Außenspieler“ kommt, liegt meiner Meinung nach an der für mich „leider gängigen“ Methode des „defensiven VM“ bei Übergängen. Diese Variante wird in der Bundesliga gespielt, in nahezu allen Ausgaben der HT (zuletzt 1/13 Markus Gaugisch) demonstriert und letztendlich vom DHB gefordert.

Basierend auf drei Zitaten aus Peter Fedderns „3:2:1 mit Libero“ möchte ich eine Abwehrvariante bei Übergängen zur Diskussion stellen, die als „Aufrechterhalten der Vorteile und nicht nur des Systems der 3:2:1“ gesehen werden könnte.

In unserer B-Jugend reagieren wir auf Übergänge aus dem Rückraum (Außenübergang wird anders verteidigt) mit:

1. „Doppeln“ des ballbesitzenden Halbangreifers durch den VM und
2. „Anpressen“ des freien Halben durch den ballfernen Außenverteidigers. 


Idee: 

Zitat 1: „VM – der Zerstörer in vorderster Linie“
Der nach Übergängen wie in Abb. 2. „freie defensive VM“ geht aktiv zum Doppeln auf den ballbesitzenden Halben und zieht sich nicht „nur“ zurück. Der Druck auf den Ballbesitzer wird damit erhöht, der Weg zur Mitte nahezu unmöglich und die „Stereotypen“ Halb-Halb-Pässe gefährlich. Denn...

...Zitat 2: „Es gibt keine Punktwertung für Freistehen.“
In der aktuellen Variante (Abb.2) „stehen die Außenverteidiger und die restlichen Spieler werden zu „Sprintern“ im Mittelbereich. „Freistehen“ bezieht sich hier auf die beiden Kreisspieler. In unserer Variante steht der „ballentfernteste Spieler“ frei. Das weite Heraustreten an den freistehenden Halben durch den Außenspieler unterbindet nun die Halb-Halb-Pässe und führt eventuell sogar zum Steal. Denn...

...Zitat 3: „ Die 3:2:1-Abwehr mit Libero ist [...] eine Bekämpferdeckung.“
Der Druck wird dadurch spätestens nach dem Übergang von der Abwehr erzeugt und nicht mehr vom Angriff! Die bisherige Variante des Abwehrsystems erzeugt hingegen eher ein Reagieren als Agieren (Bekämpfen). Und das fördert „stereotypes Angriffs- UND Abwehrverhalten“.

Als vor einigen Jahren die defensive 6:0-Abwehr durch (Leer-) Kreuzungen des Angriffs uneffektiv wurde, „mutierte“ sie zur „antizipativen flexiblen Wand“. Diesen Prozess gilt es nun meiner Meinung nach für die 3:2:1-Abwehr „anzustoßen“. 

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